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Zum Buch 2012: www.seatraining.de


 

 

  Autor: Dr. Arnd Bernaerts

 Nachtrag am 14. Februar 2013
Zum Vergleich zwischen dem 13.Feb. 1939/40 (s.u.) und in diesem Winter 2012/13 nachstehend die Daten für den 14. Feb. 2013

SST an Station „TW Ems“

Seeeis in der Ostsee

 SST-Anomalies 14.Feb.2013

All drei Grafiken vom 14. Februar 2013

 

Hamburger Kälterekord am 13. Feb.1940 - Unerklärbar?  
Beitrag vom 29. Januar 2013, www.seatraining.net (12_4)  
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 Polen und Moskau hatten bereits Mitte Januar 1940 einen Allzeit-Minus-Rekord. In Hamburg kam er am 13. Februar 1940. Bis heute wurden die damals gemessenen minus 29,1°C nie übertroffen. Gibt es dafür eine Erklärung und einen anthropogenen Zusammenhang? Fakt ist, dass der 2. Weltkrieg im sechsten Monat war.  

Unmittelbare Ursache für den Kälterekord war ein Kaltlufttropfen. Dieser hatte sich von Deutschland kommend am 24. Januar in die Baltische Region bewegt, wurde dort verstärkt, um am 7. Februar zurück nach Deutschland gedrückt zu werden. Am 12. Februar war das Zentrum in der Gegend von Hamburg, von wo aus es sich bis zum 20. Februar langsam nach Ostdeutschland bewegte. Dies lässt sich mit der ungewöhnlich frühen und hohen Seevereisung in der Deutschen Bucht und westlichen Ostsee und der zentralen Lage Hamburgs zwischen diesen beiden Seegebieten, begründen.

Bereits Mitte Dezember 1939 passierte ungewöhnliches. Seit dem 16. Dezember bildete sich Seeeis entlang der Deutschen Bucht und hatte Bestand von bis zu 100 Tagen. Das konnte eigentlich nicht sein, denn bis Anfang Dezember herrschte milde, trübe und regnerische Witterung bei vorherrschend südwestlichen Winden. Es wurde in Norddeutschland erst zwischen dem 14-21 und 26-31 Dezember frostig. In diesen beiden Zeitabschnitten lagen die mittleren Tiefstwerte auf Helgoland bei rund -2°C und das Monatsmittel bei +0,6°C. Wie sich unter diesen Bedingungen eine ungewöhnliche Seevereisung etablieren konnte, der schwersten seit 1900 (Abb.1), bedarf einer Begründung.

(Zu Einzelheiten siehe Buch-Kapitel C7: HIER)

Abb. 1, Eisvolumen Deutsch Küste

1900-1942

Abb. 2, Deutsch Bucht

Eisperioden, Winter 1939/40

Abb. 3, Westliche Ostsee,

Eisperioden, Winter 1939/40

 Zunächst einige Hinweise auf die Seeeisentwicklung bis zum 13. Februar 1940. Aus Abb. 2 & 3 ergeben sich Beginn und Dauer aller deutschen Beobachtungsstationen. Bemerkenswert ist, dass die Eisentwicklung  in der Deutschen Bucht ca. 2-3 Wochen früher begann als z .B. im Fehmarnsund (05/Jan.) und der Eckernförder Bucht (07/Jan.). Noch am 26. Januar war die Ostsee bis hoch zum Finnischen Meerbusen eisfrei, während die deutschen Küsten und das Kattegat bereits eine erhebliche Vereisung ausweisen (Abb.4). Zur Abbildung 4 ist zu bemerken, dass die Eiskarte vom finnischen Eisdienst erstellt wurde und nicht unbedingt die Lage in den deutschen Gewässern widerspiegelt. Solche Informationen waren Geheimsache. In der dänischen Eiskarte für den 23. Januar, sind keine Angaben zu den deutschen Seegebieten vermerkt (Abb.5). Deutsche Eiskarten sind nicht mehr vorhanden.

Abb. 4, 26. Jan.40

Abb. 5, 23.Jan.40

Abb. 6 & 7, W-Ostsee & Kattegat, 13 Feb.40

In den darauf folgenden zwei Wochen nimmt, ausweislich der dänischen Eiskarte vom 13. Februar das Seeeis in Dänemark (und vermutlich an den deutschen Küsten) stark zu (Abb. 6 & 7), während östlich von Bornholm die südöstliche Ostsee am 09. Februar noch weitgehend eisfrei ist (Abb.8) und bis zum ca. 16 Feb. auch bleibt (Abb. 9). Erst Anfang März 1940 ist die Ostsee gänzlich zugefroren, das erste Mal seit 1883.

Abb. 8

Abb. 9

Aus den Seeeisbedingungen im Westen und Osten von Hamburg am 13. Februar, ergeben sich die Gründe für die Lage des Kaltlufttropfens zu diesem Zeitpunkt. Die starke Vereisung in der Deutschen Bucht und westlichen Ostsee zogen den Tropfen in die Hamburger Region. Dabei lag die Stadt nur am Rand der Starkkälte über der Ostsee im Februar 1940, die im Monatsmittel eine Abweichung von -4 bis -6,9°C auswies (Abb. 10). Der Temperaturverlauf  in Hamburg vom 05.Dez. bis 29.Feb.1940 ergibt aus Abb.11, mit dem Kälterekord am 13. Februar 1940.

Abb. 10; Globale T°C Abweichungen im Februar 1940

Abb. 11, Temperaturverlauf Hamburg im Winter 1939/40

 Der Ausgangspunkt für diesen Rekord nahm bereits seinen meteorologischen Anfang in der ersten Dezemberhälfte. Es kam zu einer extrem frühen und dauerhaften Seevereisung unter noch im Normalbereich liegenden Witterungsbedingungen. Als Erklärung bietet sich nur die Annahme an, dass die deutschen Küstengewässer mit ihren Temperaturen weit unter dem Mittel gelegen haben müssen. Das bringt den anthropogenen Bezug ins Spiel. Seit dem 1. September operierte ein Großteil der Marine von Helgoland aus, legte mehrere 10'000 Seeminen und wurde dort angegriffen.  Auch in der westlichen Ostsee waren die Marinetätigkeiten extrem hoch. Die Seegebiete verloren frühzeitig und nachhaltig die im Sommer aufgenommene Wärme. Bereits eine mäßige Frostperiode Anfang Dezember 1939 reichte aus, um eine schwere Seevereisung in Gang zu setzen. Diese wurde durch fortlaufende Seekriegsaktivitäten intensiviert, was zu einem  Allzeit-Kälte-Rekord  in Hamburg beitrug.

Weiteres zum Winter 1939/40, siehe Kapitel C1-C9. 

sowie:

1. August 2008: „Ein Großversuch in Klimasachen – Der Extrem-Winter 1939/40 und die Klimaforschung-“; 
18 Seiten, zum  → → PDF 
Auszug:
Zum Thema: Plötzlich kam es zum kältesten Winter in Europa seit über 100 Jahren. Dabei waren seit  dem 19.  Jahrhundert die Winter immer milder ausgefallen.  „Umso erstaunlicher war das Auftreten der Serie von drei schweren Wintern nacheinander 1939/40, 1940/41, 1941/42, die nicht ein langsames Abklingen, sondern eine Zäsur der bisherigen Entwicklung anzudeuten scheinen, entgegen der Erhaltungstendenz der Zirkulation und der Temperaturabweichungstellte der Meteorologe M. Rodewald schon 1948 fest. Aber weder er noch die Klimawissenschaft gingen auf Ursachensuche. Dazu soll der Artikel einen Beitrag leisten. ( → → PDF )

 

 






„War die Meteorologie zu unwissend, um Klimaänderungen und den 2. Weltkrieg zu verhindern? 
Das Meer macht das Klima.“


Im Buchhandel und online:  http://www.seatraining.de/ 
Seiten 186 
ISBN 9783842365063.